10.11.2015: Ausgangspunkt des Kriegs in Syrien sind die Versuche der USA und NATO, Assad zu stürzen und ihren Haupteinfluss gegen Russland durchzusetzen. Russland versucht, mehr Einfluss auf den Nahen Osten zu nehmen, um nicht ins Hintertreffen zu gelangen. Bashar al-Assad erklärte, das russische Eingreifen habe geholfen, „den Terrorismus“ einzudämmen. Mit der Durchführung einer Internationalen kurdischen Konferenz scheint Russland ebenfalls zu versuchen, Einfluss zu bekommen.
Amerikanische und russische Militärvertreter haben eine Vereinbarung unterzeichnet, um Zusammenstöße bei ihren Luftangriffen zu vermeiden. Mit dem direkten Aufeinandertreffen von Russland und NATO in Syrien besteht neben der Ukraine ein zweites Zentrum der weltweiten Kriegsgefahr.
Die USA bauen ihre taktische Kooperation mit der YPG aus; nach den Waffenlieferungen streben sie eine offizielle Kooperation im Kampf gegen den IS an. Gleichzeitig gibt es in der US-Regierung Überlegung, künftig auch in Syrien Bodentruppen einzusetzen.
In Moskau fand aktuell eine Internationale kurdische Konferenz mit dem Titel „Grundlagen Perspektive der Internationalen Koalition für den Kampf mit ISIS“ statt, organisiert von der Union der Internationalen kurdischen sozialen Einrichtungen und des Russischen Instituts für strategische Forschung (RISI). Es nahm eine Delegation aus Westkurdistan mit dem HDP-Außenminister, PYD-Co-Vorsitzende Asya Abdullah und Enver Müslim aus Westkurdistan, Vertreter des KNK und eine Reihe Journalisten teil.
In einem Interview erklärt der YPG-Kommandant Sipan Hemo, dass sich nach dem Eingreifen Russlands das Kräfteverhältnis ändert. Das russische Militär unterstützt die Kräfte Assads, schwächt die Oppositionsgruppen, mit denen die YPG sich um eine Zusammenarbeit bemüht, uns stärkt die militärischen Kräfte des IS, der dadurch in der Gegend um Aleppo Erfolge erzielen konnte. Zu den unverschämten Vorwürfen von Amnesty International erklärt Sipan Hemo, dass sie sich bewusst gegen die Erfolge in Rojava richten. Es ist eine Lüge, dass Araber vertrieben werden, die YPG hat 1500 arabische Dörfer befreit, in Cizire leben Kurden, Araber und andere Nationalitäten zusammen und 30% der Kräfte der YPG bestehen aus Arabern.1
Die Türkei ging direkt militärisch gegen die YPG in Syrien vor. Die FAZ berichtetet dazu am 27.10.:
„Die türkische Armee hat ihre Angriffe auf die Kurden auf syrisches Gebiet ausgeweitet. Damit will Ankara verhindern, dass die Kurden ein geschlossenes Gebiet an der Grenze zur Türkei erringen.
Noch im Juni tobte der Kampf der Kurden gegen den „Islamischen Staat“, nun beschießt die Türkei Kobane.
(…) Während der Beschießung durch die türkische Armee habe der „Islamische Staat“ von Süden her versucht, in Dörfer um Kobane einzudringen, sei aber zurückgeschlagen worden.(…) In Ankara hat jedoch der Nationale Sicherheitsrat in der vergangenen Woche die Partei der syrischen Kurden, die PYD, zu einer Verlängerung der PKK und damit zur Terrororganisation erklärt.
(…) In Kobane und den benachbarten Dörfern leben wieder 180.000 Menschen. Auf dem Höhepunkt der Schlacht um Kobane mit dem IS waren zu Jahresbeginn 2015 die meisten Einwohner geflohen. Auch wenn drei Viertel der Stadt zerstört seien, versuchten die Menschen, wieder ein normales Leben zu führen, sagt Idriss Nassan. Schulen wurden wieder eröffnet, die Wasserleitungen werden repariert. Die Türkei hält ihre Grenze zu Syrien jedoch weiter geschlossen und öffnet sie auch für humanitäre Notfälle nicht.“
In Girê Spî (Tal Abyad) haben sich Vertreter verschiedener Organisationen und Glaubensgruppen getroffen, um eine Selbstverwaltung aufzubauen. Als Co-Präsidenten wurden Mensur Selum und Leyla MMustafa gewählt.
1Civaka Azad, 25.10.15