04.09.15 – Ein Foto wurde in kürzester Zeit zu einem bestürzenden und bewegenden Symbol für die Krise der bürgerlichen Flüchtlingspolitik: Die Leiche des dreijährigen Aylan Kurdi wurde am Strand des türkischen Badeorts Bodrum gefunden. Sein Vater hat den Versuch der Überfahrt von der Türkei nach Griechenland überlebt, seine Frau und seine zwei kleinen Söhne jedoch auf tragische Weise verloren. Die Familie war vor den Angriffen der islamistischen IS-Faschisten auf Kobanê im Norden Syriens in die Türkei geflohen.Sie zahlten einem Schlepper für die Überfahrt nach Griechenland 4.000 Euro und wollte von dort nach Kanada. Da lebt seit 20 Jahren eine Tante des kleinen Aylan, die für den Familiennachzug gebürgt und gekämpft hat. Die letzte Ablehnung der kanadischen Behörden kam im Juni. Jetzt gab es eine Einreisegenehmigung – aber Vater Abdullah Kurdi ging zurück nach Kobanê, um seine Familie dort beizusetzen. Dem kurdischen Sender Rudaw sagte er: „Ich hoffe, dass meine Geschichte die Menschen dazu bringt, den Flüchtlingen mehr zu helfen.“Wie kann es überhaupt sein, dass Zehntausende wie diese Familie aus einer der ehemals reichsten Regionen Syriens fliehen mussten? Weil die Kurden im Norden Syriens sich erfolgreich vom reaktionären Assad-Regime befreit und eine demokratische Selbstverwaltung aufgebaut haben, zogen sie den besonderen Hass des faschistischen „Islamischen Staat“ auf sich. Dieser wird von den neoimperialistischen Ländern Saudi-Arabien und Katar maßgeblich finanziert, wurde von den USA anfänglich und von der Türkei bis zuletzt unter anderem mit Waffenlieferungen unterstützt.Die IS-Faschisten legten die Provinzhauptstadt Kobanê bei ihrem Überfall in Schutt und Asche. 80 Prozent der Stadt wurden zerstört. Doch die Kurden verteidigten sich mit ihren Volksverteidigungseinheiten YPG und Frauenverteidigungseinheiten YPJ erfolgreich und befreiten Kobanê aus der Umklammerung durch die Faschisten.Der begonnene Wiederaufbau der Stadt benötigt nun alle erdenkbare Hilfe. Die türkische Regierung unternimmt jedoch alles – mit Duldung bzw. Unterstützung der USA, aber auch der Bundesregierung -, um ihn zu behindern. Sie lässt die Grenze streng kontrollieren, hält Lkw mit Hilfsgütern zurück und lehnt die Errichtung eines humanitären Korridors kategorisch ab. Stattdessen geht die Erdogan-Regierung mit aggressiven Kriegshandlungen gegen die Stellungen der türkisch-kurdischen Befreiungsorganisation PKK im Nordirak vor.Ganz anders die revolutionäre Weltorganisation ICOR. Sie hat einen Solidaritätspakt mit dem Freiheitskampf in Rojava beschlossen, hilft mit Solidaritätsbrigaden beim Wiederaufbau von Kobanê und setzt sich für die immer breiter werdende Forderung nach Errichtung eines humanitären Korridors ein. Eine von zahlreichen bekannten Persönlichkeiten unterstützte Petition „Öffnet die Grenze – Kobanê muss leben!“ haben inzwischen fast 19.500 Menschen unterzeichnet.Der Tod des kleinen Aylan Kurdi, seines Bruders und seiner Mutter macht eindringlich deutlich: Der humanitäre Korridor muss jetzt erkämpft werden. Der Wiederaufbau von Kobanê gibt eine positive Antwort auf die von immer mehr Menschen gestellte Frage nach der Lösung der anwachsenden Flüchtlingsströme. Er steht dafür, dass die unterdrückten Völker den Kampf um ihre Befreiung in die eigene Hand nehmen. Und er steht für die dazu notwendige zunehmend engere Zusammenarbeit aller Revolutionäre auf der Welt.
Quelle: rf-news — Nachrichtenmagazin der MLPD – Partei des echten Sozialismus